Marijan Griebel: Rallye Mont-Blanc Morzine – Einblick in (m)eine andere Welt

Die Marijan Griebel Kolumne im ANTRIEB #18

Liebe ANTRIEB Leser,
zwar habe ich bereits in meiner letzten Kolumne über das Rallyefahren in Frankreich berichtet, da jedoch gerade mit der Rallye Mont-Blanc Morzine eine der einprägsamsten und größten Veranstaltungen meiner mittlerweile über 15-jährigen Rallyezeit zu Ende gegangen ist, erzähle ich euch gerne über meine speziell dort gemachten Erfahrungen.

Warum die Rallye etwas Besonderes haben muss, erkennt man bereits an den bloßen Fakten. Mit 230 Nennungen war das Feld der „modernen“ französischen Meisterschaft proppenvoll. Gerüchten zufolge mussten sogar einige weitere Bewerber abgelehnt werden. Mit dem Feld des ADAC Opel Electric Rally Cup, der historischen Fahrzeuge sowie einer Gleichmäßigkeitsrallye waren rund 300 Teams am Start. Doch was macht diese Rallye so besonders?

In erster Linie dürfte es, selbst bei den Einheimischen, das einzigartige Flair der Veranstaltung sein. Wertungsprüfungen die auf rund 1800 Meter über Meereshöhe führen dürften in Europa Ihresgleichen suchen. Von unzähligen Spitzkehren, gleichermaßen breiten wie engen Straßen mit verschiedensten Durchschnittsgeschwindigkeiten sowie unfassbaren Ausblicken und Panoramakulissen lässt die Veranstaltung das Herz eines jeden Rallyefahrers, -fans und Fotografen höherschlagen.

Eine weitere Besonderheit ist die Fülle an verschiedenen Strecken. Während es in Frankreich als durchaus normal gilt keine Rundkurse zu bestreiten, wurden bei der Rally Mont-Blanc Morzine vier der Wertungsprüfungen nur einmal gefahren und es gab gleich acht gänzlich verschiedene Strecken. Somit kam weder beim Recce noch der Rallye irgendeine Form von Langeweile auf.

Der Ort Morzine platzt in der Rallyewoche sprichwörtlich aus allen Nähten, in jeder Ecke sind Serviceplätze und Rallyeautos zu finden. Dennoch verliefen weite Teile der Woche komplett entspannt, lediglich das Parken um zum Service zu gelangen dürfte bei vielen Aktiven wie Zuschauern zu etwas Kopfzerbrechen geführt haben.

Die Dokumentenabnahme hatte an zwei verschiedenen Tagen insgesamt zwölf Stunden frei geöffnet. Es gab weder sinnfreie Abnahmezeiten noch lange Schlangen. Auch das Abfahren, welches in der Rallyewoche auf drei Tage frei aufgeteilt war, dürfte bei jedem Teilnehmer mehr Vorfreude als Stress erweckt haben. Bei der Rallye selbst gab es die ein oder andere Verzögerung aufgrund von Unfällen, der Zeitplan konnte aufgrund längerer Regroupings aber immer wieder eingehalten werden.

Sportlich lief es für mich durchaus ordentlich. Je schwieriger die Strecken (und die würde ich dort als durchaus anspruchsvoll bezeichnen), desto hilfreicher ist es auch diese gut zu kennen. Speziell auf den schnellen Abfahrten habe ich mich dahingehend

hier und da schwergetan, mit unserem erneut super funktionierenden Opel Corsa Rally4 des südfranzösischen Pit Stop Racing Teams ans Limit zu gehen. Bei der wirklich überaus hohen Qualität des Teilnehmerfeldes macht es sich direkt bemerkbar, wenn man hier und da etwas zögerlich agiert. Letztlich in einem tollen Fight bis zum Schluss um Rang vier zu kämpfen, hat mich jedoch durchaus zufriedengestellt und bringt uns in eine zumindest sehr ordentliche Ausgangslage, die sog. „Experts“-Wertung für Fahrer über 30 Jahre zu gewinnen.

Jetzt fokussieren wir uns zunächst wieder voll auf die kommende DRM-Rallye am Stemweder Berg und hoffen in der nächsten ANTRIEB-Ausgabe dann auch nochmal über die Geschehnisse hierzulande berichten zu dürfen.

Bis dahin, Euer
Marijan Griebel

Fotos: Bastien Roux